Warum Anleinen nicht wehtut und leinenlos nicht lässig ist

„Amy, hierher! HIERHER hab ich gesagt! Amy komm sofort her, aber flott!“

Ersetze Amy wahlweise durch Balu, Luna oder einen Hundenamen deine Wahl und schon erhältst du die typische Situation, die sich mehrmals täglich auf einer Wiese oder im Park abspielt. Meistens ist das alles nur Spaß, denn bekanntlich will jeder Hund nur spielen und tut niemandem etwas. Doch was, wenn der große schwarze Rex auf ein kleines Kind zu rennt und sich nicht abrufen lässt? Oder wenn Bello beim Spielen versehentlich über die stark befahrene Straße läuft?

Mit gutem Grund ist das Thema Leine stark diskutiert. Denn natürlich will jeder Hundebesitzer seinem Vierbeiner möglichst viel Auslauf ermöglichen. So eine Leine schränkt ein: Zum einen kann der Hund nicht mehr laufen, wohin er will und ist auf einen begrenzten Radius eingeschränkt. Doch auch Herrchen oder Frauchen müssen sich mit der Leine in der Hand herumschlagen, spätestens mit zwei Hunden wird das Ganze zu einem einzigen Chaos. Die einfachste Lösung: Ableinen und laufen lassen. Doch ganz so einfach ist das leider nicht.

Auf Mitmenschen aufpassen…

Viele Hundebesitzer vergessen nämlich die Welt um sich herum. Vor allem sollte man Rücksicht gegenüber Personen nehmen, die Angst vor Hunden haben – und diese Menschen sind aus der Ferne nicht an einem Warnschild zu erkennen. Das bedeutet also zunächst, dass der freilaufende Hund immer an die Leine gehört, sobald sich Personen nähern. Vor allem bei kleinen Kindern, die unerwartet auf Tiere reagieren können, gilt höchste Vorsicht. Außerdem darf der Hund niemals das eigene Sichtfeld verlassen.

… und den eigenen Vierbeiner beschützen

Für die Leine spricht noch viel mehr: Denn auch der Hund wird dadurch geschützt. Ob im Straßenverkehr oder auch vor anderen Hunden. Denn nur, weil dein Hund „doch nur spielen“ will, hat das nichts zu bedeuten. Triffst du auf einen angeleinten Hund, könnte es sein, dass dieser nicht so spielfreudig ist – dank Leine ist es kein Problem, Abstand zu halten. Unangeleint sähe das ganz anders aus.

Besonders die ersten Monate nach der Adoption sind wichtig, da Hund und Besitzer sich gegenseitig kennen lernen müssen. Es gilt herauszufinden, wie die Fellnase auf Menschen, Artgenossen und andere Tiere reagiert. Denn: Nur weil der Hund anfangs keinen Jagdtrieb gezeigt hat, hat das nichts zu bedeuten. Oft stellt sich dieser erst Monate später heraus. Dadurch gefährdet der Hund das Wild und sich selbst. Eine Gefahr, die durchs Anleinen ganz leicht zu vermeiden ist.

Darf mein Hund also nie wieder ohne Leine laufen?

Sofern sich der Hund zuverlässig abrufen lässt, ist gegen leinenloses Spielen auf der gekennzeichneten Hundewiese oder in wildarmen Gebieten nichts einzuwenden. Zumindest dann, wenn es sich um einen folgsamen und nichtjagenden Hund handelt. Wenn Leute kommen, muss er sofort angeleint werden. In Stadtgebieten ist die Leine ohne Ausnahme jederzeit verpflichtend. Und auch neue Hunde gehören sicherheitshalber die ersten 10-12 Monate angeleint, bis sich ihr Charakter einschätzen lässt. Frühestens dann darf ohne Hundeleine gespielt werden – bei manchen Vierbeinern kommt dieser Moment erst nach Jahren oder sogar nie.

Aber keine Sorge um deinen Liebling, er darf sich weiterhin austoben und rennen: hier kommt die Schleppleine ins Spiel. Mit ihr hat der Hund einen großen Radius zum Laufen und Schnüffeln, kann bei Gefahr aber schnell herangeholt werden. Der Umgang mit Schleppleine mag beim ersten Mal ungewohnt sein, spätestens beim zweiten Mal hat man aber den Bogen raus. Die Anschaffung lohnt sich: Eine kleine Investition mit großer Wirkung – so kann Amy trotz Leine ihren Spaziergang auskosten.